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Wirkung messen und verstehen

Soziale Innovationen sollen etwas bewirken und gesellschaftlichen Mehrwert erreichen. Darum ist es wichtig zu verstehen, wie Wirkung erzielt und analysiert werden kann. Nur dann können Sozialinnovator:innen glaubhaft nachweisen, dass ihre Idee funktioniert, gesteckte Ziele erreicht und diese weiterverbreitet werden.

Was ist eigentlich Wirkung?

Es ist manchmal einfacher die Welt zu einem besseren Ort zu machen als zu beweisen, dass man die Welt zu einem besseren Ort gemacht hat

(Amos Tversky, ehemals Psychologe Universität Stanford)

Ein Hauptanliegen von Sozialunternehmen, Organisationen im gemeinnützigen Bereich, aber auch von Regierungen und Kommunen ist es, eine positive Veränderung und Verbesserung von gesellschaftlichen Missständen zu erreichen – sie möchten also wirksam sein. Als Wirkung (Englisch „Impact“) wird demnach eine durch eine Organisation verursachte Veränderung bei einer oder mehreren Zielgruppen, deren Umfeld und in der Gesellschaft bezeichnet. Die Veränderung kann dabei positiv oder negativ, beabsichtigt oder unbeabsichtigt sein. In den meisten Fällen wird der Begriff „Wirkung“ jedoch in Bezug auf positive und intendierte (also beabsichtigte) Veränderungen gebraucht.

Steigt die Zielgruppe sozial auf und führt das beispielsweise zu einer Verbesserung im unmittelbaren Umfeld, im Kiez oder in der Region, ist dies ein gesamtgesellschaftlicher Impact (zum Beispiel viele zuvor erwerbslose Jugendliche finden auch infolge der Bewerbungsschulung einen Job, in der Region sinkt die Jugendarbeitslosigkeit, die Steuereinnahmen steigen, die Transferleistungen können anderweitig eingesetzt werden et cetera)

(skala-campus.org, aufgerufen am 19.04.2023).

Der Impact beschreibt dabei die Auswirkungen einer Maßnahme auf eine einzelne Person, während “Wirksamkeit” sich auf die Bewertung einer gesamten Maßnahme bezieht. Die Wirksamkeit einer Maßnahme gibt Auskunft darüber, ob das angestrebte Ziel erreicht wurde, während die Wirkung (oder der Impact) eine Aussage darüber trifft, welche Auswirkungen die Maßnahme auf die Betroffenen hat.

Dabei ist es wichtig, zwischen Impact, Output und Outcome zu unterscheiden. Hierbei hilft uns das sogenannte I-O-O-I-Modell.

  • Inputs sind die nötigen Ressourcen, die dafür investiert werden müssen.
  • Outputs sind die Leistungen, die durch die eigenen Aktivitäten für die Zielgruppe erbracht werden.
  • Outcome steht für den Mehrwert, der auf Ebene der Zielgruppe erreicht werden soll. Er wird in der Regel erreicht, bevor sich ein Effekt auf gesellschaftlicher Ebene zeigt
  • Impact steht für den Mehrwert, der mit den eigenen Aktivitäten auf gesellschaftlicher Ebene erreicht werden soll.

Die folgende Abbildung zeigt diese Logik in Form der sogenannten Wirkungstreppe.

Wirkungstreppe. 1 bis 3 = Output. 4 bis 6 = Outcome. 7 = Impact. Stufe 1: Aktivitäten finden wie geplant statt. Stufe 2: Zielgruppen werden erreicht. Stufe 3: Zielgruppen akzeptieren Angebote. Stufe 4: ZIelgruppen verändern Bewustssein bzw. Fähigkeiten – ab dieser Stufe spricht man von Wirkung. Stufe 5: Zielgruppen ändern ihr Handeln. Stufe 6: Lebenslange der Zielgruppen ändert sich. Stufe 7: Gesellschaft verändert sich.
(Quelle: PHINEO 2023)

Die IOOI-Logik ist eine von vielen Möglichkeiten der Darstellung einer Wirkungslogik. Hier wird gezeigt, welche Veränderungen nach einer Maßnahme, eines Angebots, Projekts oder Produkts (oft spricht man hier von einer Intervention) erreicht werden sollen. Somit kann während einer Intervention aber auch nach einem gewissen Zeitraum, nachvollzogen werden, ob das Ziel erreicht, ob Wirkung erzielt wurde.

Wirkung messen & verstehen
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Wie messen wir Wirkung?

Wirkungsanalyse basiert auf der Idee, den gesellschaftlichen Mehrwert einer Intervention klar zu definieren und messbare Kriterien festzulegen, die Aufschluss darüber geben, ob ein gestecktes Ziel erreicht wurde oder nicht.

Die Wirkung von Maßnahmen oder Programmen wird tatsächlich eher analysiert als gemessen. Wirkung lässt sich oft schwer quantifizieren und exakt messen. Daher sprechen wir hier eigentlich eher von „Wirkungsanalyse“ anstatt von dem auch gebräuchlichen Begriff „Wirkungsmessung“.

Ziel einer Wirkungsmessung ist es, herauszufinden, ob eine Maßnahme die beabsichtigten Wirkungen erzielt hat und welche Faktoren zu diesen Ergebnissen beigetragen haben.

Kurz gesagt geht es um zwei Fragen:

  1. Tun wir das Richtige?
  2. Tun wir das, was wir tun, richtig?

Was aber ist das Richtige? Und woher weiß ich, ob mein Ansatz richtig ist und funktioniert?

Hier kommt die Wirkungsanalyse ins Spiel.

Der Erfolg von Sozialunternehmen, gemeinnützigen Organisationen oder staatlichen Akteuren kann nämlich nicht allein anhand von finanziellen Gewinnen gemessen werden. Ihnen geht es schließlich nicht in erster Linie darum, Profite zu machen. Der Wert und Erfolg der eigenen Arbeit – die Wirkung – muss also anders gemessen werden als bei konventionellen und profitorientierten Unternehmen. Und das macht es nun auch schon etwas komplizierter.

Denn: Gesellschaftliche Veränderungen kann man nicht immer anhand klar definierter zahlenmäßiger Kenngrößen (wie etwa Gewinn, Verkaufs- oder Teilnehmer:innenzahlen) erkennen, wie dies zum Beispiel bei der nachhaltigen Internet-Suchmaschine Ecosia der Fall ist. Mit jeder Nutzung, jedem Klick auf die Suchmaschine pflanzt Ecosia weltweit Bäume und versucht so die schlechten ökologischen Folgen einer Internetsuche (in Form eines sehr hohen Stromverbrauchs pro Suche) zu kompensieren. Dieses Geschäftsmodell lässt relativ leicht auf die Wirkung von Ecosia schließen: Je mehr Klicks, desto mehr Bäume werden gepflanzt, desto mehr CO2 wird wieder gebunden und gelangt nicht in die Atmosphäre (gesamtgesellschaftliche Wirkung). Sogenannte Social Impact Bonds bauen ebenfalls auf klar messbaren (häufig zahlenmäßigen) Kriterien, um den Effekt einer Maßnahme zu bewerten.

Oft ist die Wirkung von sozial-innovativen Interventionen aber schwerer zu identifizieren und zu messen. Zahlenmäßige Kenngrößen geben häufig keine oder nur eingeschränkt Auskunft über die Wirkung eines Projekts. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn eine Intervention eine Veränderung des Mindsets, also der Einstellung von Teilnehmenden (und größeren Teilen der Bevölkerung) beispielsweise in Bezug auf Diversität, Barrierefreiheit, Behinderungen oder psychische Gesundheit erreichen möchte.

Hierbei sollte erwähnt sein, dass es oft nicht möglich ist, den tatsächlichen Impact – also eine gesamtgesellschaftliche Wirkung – einer Intervention zu identifizieren. Zu viele Faktoren spielen bei einer gesellschaftlichen oder ökologischen Veränderung eine Rolle und beeinflussen sich gegenseitig. Solche Veränderungen nur auf eine Intervention zurückzuführen, ist häufig nicht (oder nur unter enorm und unverhältnismäßig großem Aufwand) möglich. Wenn wir von Wirkungsmessung sprechen, sprechen wir also häufig von einer Outcome-Messung. Diese versucht Veränderungen bei den Empfänger:innen und Kund:innen einer Intervention zu analysieren. Das lässt sich leichter untersuchen und kann dennoch viel Auskunft über die Effektivität und den Wert einer Intervention geben.

Um die Wirkung einer Intervention festzustellen, müssen mehrere Fragen beantwortet werden:

  • Welches Problem versuchen wir zu lösen?
  • Was ist unser Lösungsvorschlag für das Problem?
  • Wen möchten wir mit unserer Lösung erreichen?
  • Für wen bringt unsere Maßnahme eine Veränderung in ihrem Leben mit sich?
  • Welche Veränderungen hat unsere Maßnahme zur Folge?
  • Wie können wir diese Veränderungen messen?
  • Wie viel von jeder Änderung ist passiert (oder wird wahrscheinlich passieren)?
  • Wie viel von jeder Veränderung wird dabei durch unsere Aktivitäten verursacht (oder kann anderen (Umwelt-)Faktoren zugeschrieben werden?
  • Wie lange müssen wir die Veränderungen messen, um eine belastbare Auskunft über den Effekt unserer Arbeit zu erhalten?
  • Welche Bedeutung haben die unterschiedlichen Veränderungen im Verhältnis zueinander?
  • Welche Veränderungen sind dabei wichtig und wichtig genug, um von uns bewältigt zu werden?

Um auf solche Fragen eingehen zu können, haben wir im Bereich „Wirkungstools“ hilfreiche Ansätze zusammengetragen, die dabei helfen können, diese Fragen zu beantworten und die eigene Wirkung zu messen.

Zusätzlich kann eine Wirkungsmessung im Rahmen eines jährlichen Wirkungsberichts erfolgen. Ein Wirkungsbericht zeigt, wie und in welchem Ausmaß eine Organisation oder ein Programm Wirkung erzielt. Dies ist insbesondere für die Außendarstellung von Projekterfolgen wichtig. Der Social Reporting Standard (SRS) bietet eine Vorlage, um basierend auf einer IOOI-Wirkungslogik Jahresberichte zu erstellen.

Beispiel für eine Wirkungsanalyse anhand der IOOI-Logik: GemüseAckerdemie

Tipps für einen Wirkungsbericht: Skala-Campus

Warum messen wir Wirkung?

Wirkungsanalyse kann für verschiedene Bereiche der eigenen Arbeit wichtig sein.

Im Herzen aller sozial-orientierter Organisationen steht die Steuerung der Organisation anhand von Wirkungskennzahlen. Demnach werden Wirkungsziele festgelegt und Aktivitäten definiert, mit denen die jeweiligen Ziele erreicht werden sollen. Die Ziele werden dann auf ihren Erfolg hin überprüft. Sollten Ziele und Resultate voneinander abweichen, kann eine Organisation entsprechend nachsteuern. Sie kann so lernen, ob die Wirkungsziele mit den aktuellen Aktivitäten erreicht werden (können).

Eine effektive Wirkungsanalyse hat also auch immer zum Ziel, bestehende Aktivitäten zu reflektieren, die Qualität von Interventionen zu verbessern, Ressourcen effektiver einzusetzen und Entscheidungen auf evidenzbasierten Erkenntnissen zu treffen. Sie stößt damit kontinuierliche Lernzyklen an und sollte ein fester Bestandteil der Organisationsstrategie sein.

Basierend auf der wirkungsorientierten Steuerung ist es möglich, ein Projekt oder Unternehmen strategisch um die Wirkung herum aufbauen. Dabei werden Ziele und Aktivitäten so konzeptioniert und entwickelt sowie Prozesse so optimiert, dass sie die größtmögliche Wirkung erzielen. Dies kann auch Auswirkung darauf haben, welche Mitarbeitenden eine Organisation einstellt. Wird die Wirkung mit den aktuellen Aktivitäten nicht erreicht, kann das eine Veränderung der Strategie oder des gesamten Geschäftsmodells einer Organisation zur Folge haben.  

Gutes tun und darüber sprechen – Die Außenkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit kommt oft als erstes in den Sinn, wenn es um Wirkungsanalyse geht. Klare Wirkungsziele zu haben und darüber Aufschluss geben zu können, inwiefern die Ziele tatsächlich erreicht (oder sogar übertroffen) wurden, hilft dabei, bei potenziellen Kund:innen, Partner:innen und Geldgeber:innen Interesse zu wecken und Vertrauen aufzubauen. Eine gute Außendarstellung der Wirkungsziele kann außerdem dem Aufbau einer Marke und der Abgrenzung von anderen Wettbewerber:innen in einem Markt dienen. 

Wirkungsanalyse kann dabei helfen, Zugang zu verschiedenen Finanzierungsoptionen für Unternehmen, Organisationen oder Initiativen zu bekommen. Bei der Bewerbung auf Fördermittel wird die Aufstellung einer Wirkungslogik gern gesehen, teilweise auch gefordert. Auch für Impact Investing, also für werteorientierte Investments, wird möglicherweise nach Wirkungsmessung und Nachhaltigkeitsbewertungen gefragt. Und bei der Bewerbung auf öffentliche Aufträge kann Wirkungsanalyse dabei helfen, ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Auftragsvergebenden aufzubauen und den Mehrwert der eigenen Arbeit darzustellen. Prinzipiell kann sie sogar in öffentlichen Ausschreibungen in die Leistungsbeschreibung mit aufgenommen werden.

Eine Wirkungsanalyse kann dabei helfen, Kooperationen, Vertriebskanäle und Lieferant:innenbeziehungen strategisch auf die jeweiligen Wirkungsziele auszurichten. Ob bei der Zusammenarbeit mit den richtigen Multiplikator:innen oder dem Aufbau wirkungsorientierter Wertschöpfungsketten: Es ist wichtig auf geteilte sozial-ökologische Werte zu achten. Dies stellt oft die Grundlage dafür dar, das Projekt in die Breite (viele Menschen werden erreicht) oder Tiefe (mit dem Ziel einer größeren Wirkung für die Zielgruppen) zu skalieren, also wachsen zu lassen.

Soziale Innovationen adressieren gesellschaftlich relevanten Themen und Problemfelder. Je besser man den Erfolg einer Sozialen Innovation nach außen hin darstellen und „vermarkten“ kann, desto mehr Aufmerksamkeit erhält nicht nur die jeweilige Intervention, sondern auch das Thema und die damit verbunden sozialen Versorgungslücken und Schieflagen. Eine effektive Kommunikation von Projekterfolgen kann also auch dabei helfen, ein Thema weiter in den Fokus der Öffentlichkeit und damit auch von Entscheidungsträger:innen zu tragen.